Im Folgenden finden Sie einige kurze Auszüge aus Übersetzungen. Ich bedanke mich bei den AutorInnen und HerausgeberInnen für die Abdruckgenehmigung.
Die Beispiele zeigen auch, dass eine Übersetzung aus dem Deutschen ins Englische um bis zu 10% kürzer wird als das Original, während sie sich in der anderen Richtung um bis zu 10% verlängert. Diese Tatsache muss bei Kostenvoranschlägen berücksichtigt werden.
Original:
…dann ist man gewiß von solchen Anstrengungen einigermaßen durchgeschüttelt und wäre vielleicht zu personentranszendierenden Aneignungsstrategien vor Ort bereit, indem sich eine/-er etwa in dieses Felsstück in situ, in diese Schutthalde und diese Bachgumpe oder Baumgruppe quasi verliebte (also in einer affizierten Landschaftseinzelheit aufginge/aufgeht, verschwände wäre zu viel gesagt), im Innersten angerührt etwa durch bildgeronnene Blicke in die Begleithänge der Ötschergräben (mit den Vermutungen eines nie begangenen Darüber) oder durch urplötzliche Einblicke in die unaufgeräumten Eichenstangen- und HainbuchenForste der steilen Flußuferflanken einer Kampschlinge (bannwaldaffin) oder in die Kaskaden der Myrafälle,…
Übersetzung::
…somewhat rattled by such humongous efforts, one would perhaps be ready to use a different strategy of appropriation that transcends the realm of the self by falling in love right there and then with this rock, this talus, this eddying vortex or that clump of trees (falling in love in the sense of becoming one with a landscape detail—disappearing into might be overstating it); profoundly moved by perfect views dripping from our eyes as we take in the slopes that hug the canyons of the Ötschergräben (intrigued by conjecture about the untouched realms that lie above), or by sudden vistas into the unruly oak and hornbeam forests on the steep banks of the meandering Kamp river (evoking intimations of forbidden forests), …
kurzer Auszug aus Bodo Hell, iterative itinerarien, Kunstbuch zur Ausstellung Michael Goldgruber. Traum.Land, 2020
Original:
Den Zufall integrieren
In jeder realen Anwendung gibt es hingegen zufällige Störungen, die das Ergebnis verfälschen. In manchen Situationen, etwa bei strömenden Flüssigkeiten, können selbst kleine Störungen das Verhalten so stark verändern, dass es sinnvoll ist, ein Zufallselement in die Gleichungen selbst zu integrieren. Die dabei entstehenden „Stochastischen partiellen Differenzialgleichungen“ sind das Arbeitsgebiet von Erika Hausenblas, die als Professorin an der Montanuniversität Leoben forscht. In einem vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekt untersucht sie die stochastische Version der sogenannten „Navier-Stokes-Gleichungen“, die das Strömungsverhalten von Flüssigkeiten und Gasen beschreiben. Die Gleichungen wurden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erstmals formuliert und sind aus der Technik nicht wegzudenken, egal, ob es um die Aerodynamik von Flugzeug-Tragflächen geht, das Fließen von Wasser in Leitungen oder um den Blutfluss in Adern. Bei ihrer stochastischen Version gibt es allerdings einige Lücken im Verständnis.
Für scilog, das zweisprachige Online-Magazin des FWF, Juli 2017 http://scilog.fwf.ac.at/
Übersetzung:
Integrating coincidence
In reality, however, there are always random disruptions that distort the outcome. In some situations, such as flowing liquids, even minute disturbances can change the system’s behaviour so radically that it makes sense to integrate an element of coincidence (or stochastic element) in the equations from the start. Such stochastic partial differential equations are the speciality of Erika Hausenblas, a professor of applied mathematics at the Leoben University of Mining Sciences (Montanuniversität Leoben). In a project supported by the Austrian Science Fund FWF, Hausenblas is investigating the stochastic version of Navier-Stokes equations which describe the motion of fluid substances and gases. As an indispensable element of engineering ever since they were first laid down in the early 19th century, these equations are put to use in a wide range of fields, from the aerodynamics of aircraft wings to water flows in a pipe or blood circulation in veins. When it comes to their stochastic version, however, there are some gaps that scientists still do not fully comprehend.
Original:
Die Sammlung:
Die Wissenschaft kennt knapp 6.000 Säugetierarten, und regelmäßig werden neue beschrieben. Die Linie zu den Säugetieren hat sich vor ca. 300 Millionen Jahren von jener, die zu den Reptilien und Vögeln (den nächsten lebenden Verwandten der Säuger) führt, getrennt. Die Sammlung des Naturhistorischen Museums umfasst 80.000 – 100.000 Säugetiere aus allen Gruppen, darunter auch historisch wertvolle Exemplare aus dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert sowie einige in historischer Zeit ausgestorbene Arten (u. a. Beutelwolf, Mondnagelkänguru, Quagga und Blaubock). Überwiegend handelt es sich bei den Beständen um Bälge, Skelettpräparate sowie Felle und Alkoholpräparte. Daneben gibt es aber auch knapp 2.000 Dermoplastiken. Neben biologisch bedeutendem Material (viele Typusexemplare!) ist auch historisch wertvolles Material in der Sammlung vorhanden, so etwa die von Johann Natterer im 19. Jh. gesammelten Primaten aus Südamerika.
Übersetzung:
The collection:
Scientists are aware of some 6,000 species of mammals, and new species are described at regular intervals. About 300 million years ago, the line leading to mammals split from the one leading to reptiles and birds (the nearest living relatives of mammals). The collection of the NHM Vienna encompasses 80,000 – 100,000 mammals from all groups, among them specimens of historical value from the late 18th and early 19th centuries, as well as some species that became extinct in recorded history (e.g. Tasmanian tiger, crescent nail-tail wallaby, quagga and blue antelope). Most of the objects held are skins, skeleton preparations, furs and alcohol preparations, but there are also about 2,000 dermoplastics. Apart from material important for biology research – such as numerous type specimens (reference specimens for the naming of a species) – the collection also includes historically precious objects, such as the primates collected by Johann Natterer in the 19th century in South America.
Original
By a rather ingenious choice of compositional style, Verdi in Falstaff transcends – or rather combines – all these models of late style: it is both a continuation and a rupture; it is both the summation of Verdi’s long career as a specifically Italian composer of operatic tragedies and it is a deliberate and radical departure from it, consciously undertaken, and with pedagogical intent. It was Verdi’s attempt to influence the future of Italian opera and its hallowed tradition that he felt was increasingly under threat from what was called ‘Wagnerism’. As a cultural nationalist, Verdi lamented the effect of the new Germanic ‘symphonism’ on that Italian operatic tradition (most evident in the work of the younger ‘naturalist’-inspired composers known as the veristi). In other words, there were definite national aesthetic politics behind the composition of Falstaff: this was to be an Italian opera, a ‘counter-example to help stem the Germanic flood’, as musicologist James Hepokoski would later put it.
Programmheft der Salzburger Festspiele 2016, Michael Hutcheon über Falstaff
Übersetzung:
Durch eine äußerst geistreiche Wahl der kompositorischen Mittel transzendiert – oder vielmehr kombiniert – Verdi mit Falstaff all diese Modelle des Spätstils: Die Oper stellt sowohl eine Fortführung als auch einen Bruch dar; sie bietet sowohl das letzte Plädoyer in Verdis langer Laufbahn als wahrlich italienischer Komponist von Operntragödien als auch eine wohlüberlegte und radikale Abkehr davon, die bewusst und mit pädagogischen Hintergedanken vollzogen wird. Verdi beabsichtigte, Einfluss auf die Zukunft der italienischen Oper und ihre geachtete Tradition zu erlangen, die seiner Auffassung nach durch den sogenannten „Wagnerismus“ zunehmend bedroht wurde. Als Kulturpatriot beklagte Verdi die Folgen des neuen deutschen „Symphonismus“ auf die italienische Operntradition (die sich am offenkundigsten in den Arbeiten der jüngeren, „naturalistisch“ inspirierten Komponisten zeigte, die man „veristi“ nannte). Anders ausgedrückt, hinter der Komposition von Falstaff stand eindeutig auch ein nationales ästhetisches Konzept: Hier handelte es sich um eine italienische Oper, ein „Gegenbeispiel, das dazu beitragen sollte, die germanische Flut einzudämmen“, wie es der Musikwissenschaftler James Hepokoski später formulierte.
Original:
„Nie fehlt an der Privattafel Sr. Majestät ein gutes Stück gesottenen Rindfleisches, das zu seinen Lieblingsgerichten zählt.“ So steht es in einem Servier-Lehrbuch des Jahres 1912 über die kulinarischen Vorlieben von Kaiser Franz Joseph zu lesen, und ob es die Popularität des Oberhauptes ist oder der Nachahmungseffekt, der auf das Prinzip Untertan von jeher gewirkt hat: Was sich bereits beim Wiener Schnitzel geltend gemacht hatte, trifft auch beim Rindfleisch zu. Es ist die Obrigkeit, sei es der Feldmarschall, sei es gleich die imperiale Majestät, die geschmacksbildend wirkt. Diversestes trägt hierzulande das Präfix Kaiser-, der Schmarren zum Beispiel, das Fleisch oder die Semmel.
Das Gekochte aus der Suppe ist, allen monarchischen Präferenzen zum Trotz, nicht darunter, was vor allem daran liegen mag, dass das Österreichische hier eine eigene, genuine Landessprache ausgebildet hat. Wie die Inuit Dutzende Bezeichnungen für Schnee haben und die Aborigines desgleichen für Erd- und Wasserlöcher, so kennen die Österreicher eine Unmenge an Begriffen für Rindfleisch. Die Vorsilbe „Kaiser-“ würde zwischen Magerem Meisel, Beiried, Weißen Scherzel, Kruspelspitz oder Tafelspitz nur ungebührlich vereinheitlichen.
Aus: Essenzen des Essens von Rainer Metzger für „Europe at the Table“, Europarat, 2003
Übersetzung:
„The private dinner table of His Majesty is never short of a good piece of boiled beef, which counts among his favourite dishes.“ This piece of information about the culinary predilections of Emperor Francis Joseph is to be found in a serving manual of 1912. One does not know whether it was the popularity of the ruler or the emulation effect which has always been a driving force for loyal subjects: what applies to the Wiener Schnitzel equally applies to beef. The voice of authority, be it that of the field marshal or His Imperial Majesty himself, informs the taste of the time. A wide range of Austrian dishes and groceries bear the imperial prefix of Kaiser-, including jumbled pancakes, pork belly or handmade rolls.
Despite the monarchical preferences, beef boiled in a broth is not among them, which might be due to the fact that Austrian German has developed its very own genuine national idiom in this respect. The Inuit have dozens of words to describe snow, the Aboriginal People have the same for earth- and water holes, and the Austrians have a multiplicity of terms for beef. Any imperial Kaiser- prefix would merely introduce improper uniformity among the splendid variety of names for individual cuts of beef, such as Mageres Meisel, Beiried, Weißes Scherzel, Kruspelspitz or Tafelspitz.
Original:
Das Kennzeichen der Gegenwartskomposition ist, so sie nicht im unreflektierten Akademismus versteinert, das Palimpsest, die Übermalung. Die Musik steigt in die historische Tiefe hinab und erfindet sich aus dem Hohlraum der Geschichte neu. Sie strebt nicht das Neue im Sinne eines ‹nie Gehörten› an, sondern sie findet es gleichsam beiläufig, im Flanieren durch das Archiv der Traditionen, deren Artefakte in unerkannte Zusammenhänge gebracht werden.
Diese ›Music on Music› lässt sich nicht zu einem dogmatischen Mainstream der Avantgarde verhärten, wie es die serielle Musik oder die Aleatorik waren. Sie wird immer stark individuell geprägte Privatsprache bleiben und von den Idiosynkrasien ihrer Schöpfer geprägt sein.
Miessgang für MUSICONMUSIC, wiener musik galerie, Festival 2001
Übersetzung:
Contemporary composition, unless it becomes petrified as an unreflected academic exercise, is characterised by the palimpsest, the over-painting. Music delving into the depths of history and re-inventing itself from there. This music does not strive for the new in the sense of the „never heard before“, but picks it up almost casually while strolling through the archives of traditions and arranging the artefacts it finds there in new, as yet unknown contexts.
This music on music cannot solidify into the dogmatic mainstream of the avant-garde, as was the case with serial or aleatory music. It will always remain a highly individualised private language, shaped by the idiosyncrasies of its creators.
Original:
The film’s starting sequence is a five minutes long shot, the camera lingering over Antarctica’s visible geology, revealing the translucency and delicacy of the lumbering ice islands, tracing their crystalline surfaces, skimming the margin where ocean meets ice and air in a fringe of turquoise channels. The effect of the camera moving fluidly through space, omnipresent and yet subtly scanning the surface of the bluish-grey minimal color world, is in large part what creates the grandeur of this cinematic space. The viewer becomes a ghostly guest moving parasitically along as the pristine space that is being mapped.
Aus „Darren Almond A, 2002, „ein-leuchten“ (Kat.), TB A-21, 2004
Übersetzung:
Eingeleitet wird das Werk von einer fünfminütigen Startsequenz, in der die Kamera behutsam die sichtbaren geologischen Elemente der Antarktis präsentiert, die Transparenz und Zartheit der klobigen Eisschollen enthüllt, ihren kristallinen Oberflächen nachspürt, die Ränder erkundet, wo Ozean und Eis in einem Gewirr von türkisfarbenen Kanälen aufeinander treffen. Die Erhabenheit der Landschaft vermittelt sich vor allem durch diese schwebende Kamerafahrt über die Oberfläche der blaugrauen, minimalistischen Farbwelt. Der Zuseher wird zum geisterhaften Beobachter der visuellen Kartierung dieses unberührten Gebiets