Wissenswertes

Erläuterung der einzelnen Techniken

Simultandolmetschen

Die Dolmetscher/innen hören den Vortragenden über Kopfhörer in einer schallisolierten Kabine zu und dolmetschen zeitgleich über Mikrophon in die jeweilige Zielsprache. Die Zuhörer/innen benötigen zum Empfang ebenfalls Kopfhörer und müssen bei jeder Wortmeldung in ein Mikrophon sprechen.
Simultandolmetschen ist ein hochkomplexer Vorgang, bei dem verschiedene Tätigkeiten parallel ablaufen (zuhören – Gehörtes analysieren – noch nicht Gesagtes antizipieren – in die Zielsprache übertragen – reden). Es erfordert höchste Konzentration, die in dieser Intensität nicht länger als 30-40 Minuten aufrechterhalten werden kann. Daher sind für jede Sprache immer mindestens zwei Dolmetscher/innen notwendig, die einander ablösen. Die Tagesarbeitszeit für Dolmetscher beträgt i.d.R. nicht mehr als 8 Stunden brutto (inklusive Pausen).

Konsekutivdolmetschen

Die Dolmetschung erfolgt ohne Dolmetschanlage nach dem Ende der Wortmeldung; die Rede kann entweder im Ganzen oder, bei schwierigen Themen, in kürzeren Passagen wiedergegeben werden. Bei längeren Passagen wird als Gedächtnisstütze eine spezielle Notizentechnik verwendet. Aufgrund des erhöhten Zeitaufwandes ist diese Technik eher für kleine Arbeitsgruppen und Tischreden geeignet.

Flüsterdolmetschen

Die Wortmeldung wird zwar „simultan“ aber im Flüsterton ohne technische Hilfsmittel für höchstens 2-3 Personen gedolmetscht. Es gilt zu bedenken, dass Flüsterdolmetschen den Geräuschpegel im Saal erhöht und für Dolmetscher/innen und Zuhörer/innen gleichermaßen anstrengend ist.

Was sind die Voraussetzungen für eine gute Dolmetschleistung?

Vorbereitungsmaterial

Damit sich die Dolmetscher/innen auf jedes Thema optimal vorbereiten können, sollten sie möglichst frühzeitig Informationsmaterial (Protokolle und Programme früherer Sitzungen, Firmenbroschüren, Tagesordnungen, firmeninterne Terminologielisten, usw.) erhalten. Dolmetscher/innen sind übrigens von Berufs wegen zu absoluter Geheimhaltung aller ihnen in Ausübung ihres Berufes zugehender Informationen verpflichtet.

Redemanuskripte

Sie sind die wichtigste Informationsquelle für die Dolmetscher/innen, besonders dann, wenn nicht frei gesprochen, sondern abgelesen wird. Geschriebene Texte gehorchen anderen Gesetzen als die freie Rede: der Satzaufbau ist komplizierter, die Sätze sind häufig verschachtelter. Lesen ist ein mechanischer Vorgang ohne Denkpausen. Das Dolmetschen hingegen ist ein komplexer Analyse- und Formulierungsvorgang, der eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt und nie rein mechanisch erfolgen kann. Übrigens gilt dasselbe auch für Zuhörer. Sie können die Informationen in einem rasch verlesenen Fachvortrag kaum vollends aufnehmen, selbst wenn es sich dabei um ihre Muttersprache handelt.
Bei jeder größeren Veranstaltung sollte eine Person, die den Ablauf der Konferenz sowie die Vortragenden kennt, für die Weiterleitung der Redetexte an die Dolmetscher/innen zuständig sein.

Vortragstempo und Präsentation

Jede Sprache unterliegt anderen Gesetzen. Daher müssen beim Dolmetschen oft Sätze völlig umgestellt werden. Mitunter erfordern Begriffe eine „erklärende“ und damit wortreichere Übersetzung. Dies sind nur einige Gründe, weshalb bei zu großer Redegeschwindigkeit der Vortragenden nur mehr eine zusammenfassende Wiedergabe möglich ist. Es besteht die Gefahr, daß dabei auch Wesentliches (wie etwa eine Pointe) unter den Tisch fällt, Sinnstörendes entsteht, oder der logische Aufbau verloren geht.
Wenn Teilnehmer/innen bei einer Konferenz auf die Dolmetschung angewiesen sind, ist es im Interesse der Vortragenden, ein Sprechtempo zu wählen, bei dem die Dolmetscher/innen sinnvolle Arbeit leisten können, damit die Zuhörerschaft dem Vortrag folgen kann. Als Richtwert für die Lesegeschwindigkeit werden allgemein 3 Minuten pro Manuskriptseite empfohlen.
Auch die non-verbalen Botschaften der Vortragenden (Gestik, Mimik, Körperhaltung), sowie Graphiken oder Tabellen sind wichtige Informationsquellen. Sie sollten von den Dolmetschkabinen aus zu sehen sein, um eine optimale Dolmetschleistung zu ermöglichen.
(Quelle: Österreichischer Übersetzer- und Dolmetscherverband UNIVERSITAS)